Richtlinie für die Errichtung von Wintergärten

Entwurf



1         Vorwort

           1.1      Grundlegende Überlegungen bei der Planung und Ausführung

2         Geltungsbereich

           2.1      Weitere, zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich

3         Begriffsbestimmungen

           3.1      Wintergarten

           3.2      Wintergartendach

4         Einteilung in Belastungsklassen

5         Wandanschluss hinten und seitlich

           5.1      Belastungsklasse: gering

                       5.1.1   Glatter Oberputz, Mauerwerk, Klinker, Beton, WDVS

           5.2      Belastungsklasse: erhöht

                       5.2.1   Glatter Oberputz

                       5.2.2   Mauerwerk

                       5.2.3   Wärmedämmverbundsystem

                       5.2.4   Vorsatzmauerwerk

           5.3      Sonderfälle

                       5.3.1   Seitlicher Anschluss an Brandmauern / Trennwände

                       5.3.2   Baukörperanschluss an eine Balkonbodenplatte

                       5.3.3   Baukörperanschluss an Dachsparren

6         Senkrechter Anschluss

7         Bodenanschluss

           7.1      Standardausführung

           7.2      Für die Planung beachten

           7.3      Sonderfälle

                       7.3.1   Unterhalb der Bodenplatte liegt ein Raum

8         Raumseitige Abdichtung

           8.1      Ausführung der Dichtstofffuge

           8.2      Einsatz von vorkomprimiertem Dichtband

9         Konstruktionsdetails

           9.1      Geringe Dachneigung

           9.2      Knackgeräusche

           9.3      Mehrfachstegplatten

           9.4      Oberflächenschäden

           9.5      Rinnen

           9.6      Spaltmaße


1         Vorwort

Der Begriff „Wintergarten” bezeichnet in der Regel eine Wohnraumerweiterung. Diese wird ganzjährig genutzt und ist mit einer Heizung ausgestattet. Bei den Ausführungen dieses Merkblatts steht daher nicht der unbeheizte, zum Überwintern von Pflanzen vorgesehene Glasanbau im Vordergrund.

Die hier behandelten Punkte sind in der Praxis schadensträchtig, oder sind in den technischen Regeln nicht weiter definiert.

Der Schadensschwerpunkt an Wintergartenkonstruktionen liegt, unabhängig vom verwendeten Konstruktionsmaterial, im Bereich des Baukörperanschlusses.

Die hier beschriebenen Angaben und Empfehlungen sind dem heutigen Stand der Technik entsprechende Vorschläge für eine einwandfreie Ausführung der Arbeiten und keinesfalls als eine Ausführungsanweisung misszuverstehen. Sie entbinden den danach Handelnden keineswegs von seiner Verantwortung für sein Gewerk. Ebensowenig werden die für die Ausführung, beziehungsweise für die Planung Verantwortlichen durch das Befolgen dieser Vorschläge von ihren Pflichten und Verantwortung entbunden.

Erhöhte Anforderungen für den Einbruch- und Schallschutz (besondere Einbauausführungen der Elemente / der Dachverglasung), Sonderausführungen aufgrund statischer Erfordernisse, sind im Nachstehenden nicht berücksichtigt.


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1.1      Grundlegende Überlegungen bei der Planung und Ausführung

Wintergartenanschlüsse sind nicht analog zu einer Fenstermontage auszuführen. Es besteht eine höhere Belastung aller Anschlussfugen und daher ist auch ein höherer Aufwand bei der Planung und Ausführung notwendig. Ebenso sind die Fußpunkte der Elemente und Stützen stetiger Feuchtebelastung ausgesetzt. Das ist insbesondere bei der Abdichtungsplanung zu berücksichtigen.

Die überwiegende Zahl der Wintergärten werden als „Bauen im Bestand" - Maßnahmen ausgeführt. Somit entstehen hier vermehrt Probleme an den Übergängen (Dachüberstände mit den dadurch bedingten Schmutzecken, bei den aufrechten Anschlüssen vorgegebene Wärmebrücken) und durch einen nicht rechtwinklig ausgeführten Baukörper.


Die Standardausführung eines Wintergartens sieht so aus, dass er an einer vorwiegend südlich orientierten Außenwand (Traufseite) - mit rechteckigem Grundriss - angebaut wird. Aufgebaut auf einer 20 cm über Bodenniveau liegenden Betonplatte mit Streifen- oder Punktfundament vor einer monolithischen Gebäudewand. Diese Ausführung entspricht der in dieser Richtlinie festgelegten Belastungsklasse: gering.

Etwa ein Drittel der Wintergärten in Deutschland ist so errichtet.


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2         Geltungsbereich

Diese Richtlinie ist anzuwenden - unabhängig von dem verwendeten Konstruktionsmaterial - auf Wintergärten die der Begriffsbestimmung unter Punkt 3.1 dieser Richtlinie entsprechen.

2.1      Weitere, zusätzliche Maßnahmen sind erforderlich

Bei dem Vorliegen folgender Sachverhalte sind abweichend von den Festlegungen dieser Richtlinie, weitere Planungs- und Ausführungsschritte zwingend erforderlich, wenn:

Das Höhenniveau des Außenterrains liegt auf gleicher Höhe oder ist höher als der Fußboden im Wintergarten

Trogförmige Ausbildung der Unterlage / Elemente sitzen auf gemauerten Brüstungen

Parallel-Kipp-Schiebetüren, Faltelemente oder schwellenlose Tür-Konstruktionen zur Wetterseite

Dachrinne im Bereich des Baukörperanschlusses / Gefälle des Wintergartendachs hin zum vorhandenen Baukörper

Keine Bodenplatte, sondern ein anderes Gebäudeteil dient als Fundament


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3         Begriffsbestimmungen

3.1      Wintergarten

Als Wintergarten im Sinn dieser Richtlinie bezeichnet man einen für den dauerhaften Aufenthalt von Menschen geeigneten, geschlossenen Anbau an ein Gebäude, ein selbstständiges Bauwerk oder eine in das Gebäude integrierte Glasdachkonstruktionen mit mindestens einer Wandfläche und einem Großteil der Dachfläche aus lichtdurchlässigen Baustoffen.

Der Wintergarten ist eine Bauart, die durch handwerkliches Zusammenfügen einer selbständig tragenden bzw. lastübertragend mit einem Bauwerk verbundenen Dachkonstruktion, der Dachverglasung und Dachfenstern sowie von meist senkrechten seitlichen Ausfachungselementen (Fenstern, Fenstertüren, Festverglasungen) oder Pfosten-Riegelkonstruktionen entsteht. Der Wintergarten muss selbstständig oder in Verbindung mit dem Baukörper alle normalen Funktionen eines Daches und einer Außenwand erfüllen, einschließlich der Aufnahme der Eigenlasten, der Schnee- und Windlast und ist damit abgegrenzt zur Fassade, die gemäß Produktnorm EN 13830:11-2003 als vertikale Konstruktion mit höchstens 15° Neigung zur Vertikalen definiert ist und die nicht zu den lastaufnehmenden Eigenschaften des Baukörpers beiträgt.


3.2      Wintergartendach

Eine üblicherweise als Pultdach ausgeführte Konstruktion. Sie besteht aus den tragenden Stützen, den beiden Pfetten und den Sparren, welche die Dacheindeckung tragen. Neben dem Pultdach sind auch andere Dachformen: Satteldach, Firstdach, Pultdach mit einer oder mehreren Abwalmungen („Solarknick”, Mansarddach) oder Schleppdach zu finden.
In die zwischen den Stützen verbleibenden Öffnungen werden dann Fensterelemente, Türen, Festverglasungen etc., als Abschluss eingesetzt.


- Sparren
Ein aus der Dachstuhlkonstruktion (Sparrendach) stammender Begriff, der beim Wintergartendach die einzelnen, längs durchlaufenden Profile bezeichnet, auf denen die Dachverglasung ruht.


- Wandpfette
Dieser Begriff bezeichnet den rückwärtigen, mit dem Baukörper verbundenen Längsträger, der die Lasten aus den Dachsparren aufnimmt. Die Wandpfette kann auch durch senkrechte Stützen weiter abgefangen sein.


- Vorderpfette
Im Wintergartenbau der vordere Querträger, auf dem die Dachsparren aufliegen. Bei Aluminiumkonstruktionen bildet der Träger und das Rinnenprofil häufig eine Einheit.


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4         Einteilung in Belastungsklassen



Belastung

Baukörperanschluss

Voraussetzung

gering


Seitlicher Anschluss an die bestehende Hauswand

oder

Anschluss an der Traufseite bei
ausreichendem Dachüberstand

und

nicht mehr als 1 Meter Wand oberhalb des Anschlusspunkts
und normale Wind- und Regenbeaufschlagung


feiner Oberputz
glatter Klinker
(auch Vorsatzschalen)
Beton
Sichtmauerwerk
WDVS


nicht bei:
rauer Klinker

grober Putz

erhöht

Mehr als 1 Meter Wand oberhalb des Anschlusses
(Giebelwand oder mehrgeschossiges Gebäude)


oder

Anschluss an eine Balkonplatte

oder

Anschluss an eine Brandmauer

oder

starke Wind- und Regenbeaufschlagung (erhöhte Lage im Gelände, freies Feld)

feiner + grober Oberputz

glatter + rauer Klinker

Sichtmauerwerk

Beton

WDVS
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5         Wandanschluss hinten und seitlich

Die Aufgabe des Wandanschlusses ist die Abdichtung gegen Schlagregen. Es muss sichergestellt werden, dass Feuchtigkeit diese Abdichtung nicht hinterlaufen kann.


5.1      Belastungsklasse: gering

5.1.1   Glatter Oberputz, Mauerwerk, Klinker, Beton, WDVS


 
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Abb. 1 Überhangstreifen, Deutsches Dachdeckerhandwerk 1999


Ausführung:

Das Wandanschlussprofil, respektive die Blechabkantung oder die Bauabdichtungsfolie ist am Baukörper hochzuführen und sicher zu verwahren.

Bei Dächern mit einem Gefälle bis 5° mindestens 15 Zentimeter hochführen und bei größerem Gefälle 10 Zentimeter.

Zur Sicherung einer Folienabdichtung ist ein Profilstreifen über die Nahtstelle zu legen und mit dem Baukörper zu verschrauben.

Eine linienförmige Abdichtung (mit Hinterfüllschnur) ist an der Oberkante des Profils auszuführen oder das Profil ist mit einem Dichtstoffstreifen zum Baukörper hin abzudichten. Es muss sichergestellt sein, dass die Abdichtung auch querfugenüberbrückend funktioniert.

Wichtig: Eine Unebenheit des Baukörpers darf nicht zu einer Unterbrechung der Abdichtung führen.

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5.2      Belastungsklasse: erhöht

5.2.1   Glatter Oberputz


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Abb. 2 Wandanschluss bei einer verputzten Fassade, Bundesverband Wintergarten, 04/2010


Ausführung:

Der Oberputz ist linear 2 cm tief zu unterbrechen, oder im Anschlussbereich ganz zu entfernen.

Es muss sichergestellt sein, dass die Abdichtungsebene weder hinterlaufen, noch dass Wasser durch den Transport in der Putzschicht hinter die Abdichtung gelangt.


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5.2.2   Mauerwerk



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Abb. 3 Starrer Wandanschluss, Deutsches Dachdeckerhandwerk Okt. 2008


Im Mauerwerk ist die horizontale Fuge 2 cm tief zu öffnen.


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5.2.3   Wärmedämmverbundsystem


Ausführung:

Die äußere Abdichtung muss bis hinter die Wärmedämmebene geführt werden.


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Abb. 4 Wandanschluss bei einem WDVS, Bundesverband Wintergarten, 04/2010


Wärmedämmverbundsysteme sind in ihrer Fläche schlagregensicher. Man muss aber in der Praxis aufgrund von Fehlstellen bei Anschlüssen (Fenster- und Fensterbankanschlüsse, Durchdringungen an Befestigungspunkten) davon ausgehen, dass sich Feuchtigkeit (Flüssigwasser) in und hinter der Dämmebene befindet. Bei einem mehrgeschossigen Gebäude oder einem nicht geschützt liegenden Wandanschluss, muss deshalb die äußere Abdichtung bis auf den Baukörper geführt werden.


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5.2.4   Vorsatzmauerwerk

In der nördlichen Hälfte Deutschlands ist ein solcher Wandaufbau verbreitet. Die wasserführende Schicht verläuft auf der Rückseite der Vorsatzschale und es muss gewährleistet werden, dass das Wasser oberhalb der Befestigungsebene aufgefangen und nach draußen geführt wird.


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Abb. 5 Gedämmte Klinker-Vorsatzschale, Bundesverband Wintergarten, 04/2010


Es ist für den fachgerechten Anschluss notwendig, dass hier der Klinker streckenweise geöffnet und dann die Z-Folie zur Abdichtung bis auf den Baukörper geführt wird.

Die Ableitung der statischen Kräfte kann dann über einen Holz- oder mehre Konsolenträger erfolgen.


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5.3      Sonderfälle

5.3.1   Seitlicher Anschluss an Brandmauern / Trennwände

Beim seitlichen Anschluss wird bei einer gemauerten Ausführung die Abdichtungsebene durch den waagerechten Fugenverlauf hinterwandert.

Ausführung:

Die Wand ist deshalb unbedingt längs dem Anschlussprofil zu schlitzen (wie Wandanschluss Mauerwerk, erhöhte Belastung) oder mit einer Mauerkrone (hinterlüftete Verblechung o.ä.) zu versehen. Diese muss dann bis auf den Anschlussbereich des Wintergartendachs herunter geführt werden.

Weiter besteht das Problem, dass die ganze Wand als Wärmebrücke funktioniert. Solche Wände sind ohne Wärmedämmschicht ausgeführt. In der Regel muss deshalb im Wintergarten eine innenseitige Wärmedämmung vorgenommen werden. Diese ist bei den Dach- und Elementabmessungen durch den Anbau von Zusatzprofilen zu berücksichtigen.

Achtung: Keine Wärmebrücken durch auf das Mauerwerk aufgelegte Wandsparren erzeugen.


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5.3.2   Baukörperanschluss an eine Balkonbodenplatte

Das besondere Problem ist in diesem Fall das Ausbilden einer durchgehenden Wärmedämmung und eine schlagregensichere Abdichtung gegen die Fußplatte.

Erfolgt der Anschluss stirnseitig, so ist der Beton zu schlitzen und ein Überhangblech ist einzubauen (erhöhte Schlagregenbelastung). Vorzugsweise ist der Anschluss aber unter der Vorderkante auszuführen.

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Abb. 6 Dachanschluss an Balkonplatte, Bundesverband Wintergarten, 04/2010

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5.3.3   Baukörperanschluss an Dachsparren

Bei der Verwendung von Schrauben oder Nägeln als Verbindungsmittel ist ein Anschluss an Dachsparren in der Regel unzulässig.

Hier ist auf DIN 1052 Teil 2 Holzbauwerke - Mechanische Verbindungen, Punkt 9 hinzuweisen. Dort heißt es unter Punkt 9.3: Als Mindestabstände der Holzschrauben im Holz müssen wie bei Nägeln mit vorgebohrten Nagellöchern die Werte nach Tabelle 11 und Abschnitt 6.2.11 eingehalten werden. Entsprechend Tabelle 11 Nagelabstände, unter Zugrundelegung eines Schraubendurchmessers von 8 mm, ist ein Randabstand in den Sparrenköpfen (unbeanspruchter Rand, längs zur Faserrichtung, Schraubendurchmesser > 4,2 mm = 10 dn) von 8 Zentimetern erforderlich. Dann müssten die Sparren aber mindestens eine Breite von 16 Zentimetern haben.

Eine Verbindung in Hirnholz kann nur mit speziellen Verbindern, Ringdübeln etc., mit
einer bauaufsichtlichen Zulassung erfolgen.

Als Alternative können eingepasste KVH - Zuschnitte jeweils zwischen die Sparrenfelder gesetzt werden. Diese sind dann mit stabilen Winkeln jeweils quer zur Faserrichtung mit den Sparren zu verschrauben.

Auch hier ist ein ausreichender Abstand der Schrauben zueinander und zum Sparrenrand unbedingt einzuhalten.


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6         Senkrechter Anschluss


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Abb. 7 Senkrechter Wandanschluss bei einer verputzten Fassade, Bundesverband Wintergarten, 04/2010


Senkrechte Anschlüsse sind in der Regel unkritisch und der Belastungsklasse: gering zuzuordnen, da sie in der Regel relativ geschützt unter dem Dachvorsprung liegen und Wintergärten fast ausschließlich eingeschossig ausgeführt werden. Dadurch ist die regenbelastete Fugenlänge immer relativ kurz.

Erfolgt der Anschluss an eine gemauerte, verputzte Wand, soll der Putz zur Vermeidung einer Wärmebrücke unterbrochen werden. Der so geöffnete Bereich ist mit Ortschaum oder Mineralwolle zu dämmen.

Schließt die Konstruktion an eine Vorsatzmauerschale an, gibt es keine gangbare Lösung zur Vermeidung des größeren Wärmestroms in diesem Bereich. Die bauseits gegebene, durchgehende und somit Wärme abtransportierende Außenwand wird ab der Anschlussstelle, zur Innenwand des vorgesetzten Wintergartens.

Die praktische Erfahrung zeigt, dass in der Regel keine erkennbare, vermehrte Kondensatbildung an dieser Stelle auftritt.


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7         Bodenanschluss

7.1      Standardausführung

(Lastfall nach DIN 18195: nichtdrückendes Wasser)


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Abb. 8 Bodenanschluss, Bundesverband Wintergarten, 04/2010


Wichtig für eine erfolgreiche Ausführung:

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7.2      Für die Planung beachten

Alle Seitenwände eines Wintergartens sind planerisch als Vorhangfassaden zu behandeln und so im Bodenbereich anzuschließen.

An stark schlagregenbelasteten Seiten grundsätzlich nur Öffnungselemente mit Blendrahmen vorsehen und ohne bodengleiche Schwellenhöhe, keine Faltelemente und keine Stulptüren (bei diesen Konstruktionen fehlt in der Regel die erforderliche Schlagregensicherheit).

Eine Drainagerinne muss direkt an die Entwässerung angeschlossen werden.

Der hier vorgeschlagene Bodenanschluss bietet keine sichere Abdichtung gegen den Lastfall „drückendes Wasser" nach DIN 18195.

Die Fuge unterhalb aller Seitenteile ist immer so zu betrachten, dass Kondens- und Niederschlagswasser in diesem Bereich zeitweise vorhanden ist und deshalb sicher nach außen abgeleitet werden muss. Es ist eine Belüftung dieses Bereichs nach außen vorzusehen.

Alle unterhalb der Seitenelemente eingesetzten Dämmmaterialien müssen aus Feuchtigkeitsresistenten Materialien sein (Hartschaum-Polystyrol o.ä.).


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7.3      Sonderfälle

7.3.1   Unterhalb der Bodenplatte liegt ein Raum

 
In diesem Fall sind die gleichen Anforderungen wie bei der Ausführung des Wandanschlusses zu stellen. Für die Abdichtung im Fußpunkt der Front und Seitenteile gilt dann entsprechend DIN 18195 Teil 5 und 9. Es ist eine zweistufige Abdichtung gegen Schlagregen auszuführen und die Fuge / Abdichtungsfolie ist mit einem geeigneten Profil abzudecken und zu sichern.

Ist unterhalb der Bodenplatte kein Baugrund, sondern eine Garage, Wohn- oder Kellerräume, so muss zwangsläufig bei allen senkrecht eingebrachten Befestigungsmitteln auf der Oberseite jeweils eine zusätzliche Abdichtung erfolgen. Das kann zum Beispiel mit einem Stück Schweißbahn oder Abdichtungsfolie ausgeführt werden.

Weiter ist sicherzustellen, dass an der untersten Dichtungsebene anfallende Feuchtigkeit sicher abgeleitet wird. In der Regel wird man diese Abdichtung bis auf ein Kantblech (in Form einer Fensterbank o.ä.) führen und dort verkleben. Das Wasser muss mit mindestens zwei Zentimeter Abstand von der Außenwand abtropfen können. Sehr oft ist es auch aus optischen Gründen erforderlich, den Übergangsbereich von außen zu verblechen. Der erforderliche Aufwand muss in der Vorplanung bereits berücksichtigt werden.


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8         Raumseitige Abdichtung


Fest mit einem Haus verbundene Wintergärten werden üblicherweise als Wohnraumerweiterung genutzt und sind beheizt. Grundsätzlich muss dann die innere Abdichtung luftdicht ausgeführt werden. Wärmeverluste durch unkontrollierte Be- und Entlüftung müssen weitestgehend unterbunden werden. Eine Überprüfung kann mit einer Blower-Door-Messung erfolgen.

Weiterhin müssen alle Baukörperfugen so ausgeführt werden, dass keine Raumluft in die Bauteile eindringen kann. Dadurch käme es zu einem Kondenswasserausfall im Baukörper. Als Folge tritt eine Verschlechterung der Wärmedämmeigenschaften ein und es ist auf Dauer mit Schimmelpilzbildung und Substanzschädigung zu rechnen.


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8.1      Ausführung der Dichtstofffuge


In der Regel erfolgt die Abdichtung mit Fugen mit spritzbarem, dauerelastischen Dichtstoff. Die Fugen müssen dann abhängig von den Bauteilgrößen eine ausreichende Größe erhalten.

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Abb. 9 Empfohlene Fugenbreiten, RAL-Gütegemeinschaft Fenster- und Haustüren, Leitfaden zur Montage 2006-12


Eine Ausbildung als Dreiecksfuge ist falsch
. Durch eine frühzeitige Planung der Anschlüsse muss die Fugengeometrie so angelegt werden, dass in der Tiefe eine Füllschnur eine Flankenhaftung verhindert.

Regelmäßig gibt es Probleme bei der Abstimmung einzelner Gewerke. Erfolgt nach der Montage der Wintergartenkonstruktion eine Verblechung der Anschlussbereiche, oder kommt noch ein Trockenbauer, so wird die innere Abdichtung nicht ausgeführt und die Verantwortung von einem zum anderen geschoben.


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8.2      Einsatz von vorkomprimiertem Dichtband


Im Wintergartenbau kommt der Einsatz von vorkomprimierten Dichtbändern in erster Linie zur äußeren senkrechten Abdichtung zwischen Elementrahmen und Hauswand in Frage.

Die mindestens erforderliche Fugenbreite, in Abhängigkeit vom Material und von der Baugröße der angrenzenden Elementrahmen, ergibt sich nach folgender Tabelle:

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Abb. 10 Anhaltswerte für Fugenbreiten, RAL-Gütegemeinschaft Fenster- und Haustüren, Leitfaden zur Montage 12/2006


Die Hersteller geben die geeigneten Bänder vor. Eine Auswahl erfolgt anhand der gegebenen Fugengeometrie. Dann kann in Tabellen die erforderliche Breite und Stärke des Bandes abgelesen werden. Das bedeutet für die Praxis, dass ganz unterschiedliche Bänder auf einer Baustelle eingesetzt werden müssen. Der Dekompressionsfaktor beträgt zwar 1:7 das heißt, dass das Band bei ungehinderter Ausdehnung auf das siebenfache Volumen anwächst. Allerdings wird diese Kraft möglichst vollständig benötigt, um eine sichere Abdichtung zu gewährleisten. In der Regel ist das richtige Band immer nur geringfügig schmaler, als die abzudichtende Fuge.

Ein Unding ist der Einsatz von vorkomprimiertem Dichtband, wenn die Flanke des Bandes in einer Ebene mit der Flucht der Elemente verläuft. Da ist eine zusätzliche Abdeckung erforderlich. Vorkomprimiertes Dichtband ist auch keinesfalls als Glasauflageprofil zu missbrauchen.

Voraussetzung für den Einsatz ist ein ausreichend ebener Untergrund. Das gilt für beide Flanken, gegen die das Dichtband später abdichten soll. Eine Anwendung als Abdichtung gegen eine Klinkerwand ist nicht ausreichend schlagregensicher. Ein Kellenglattstrich bei gemauerten Wänden ist ein Muss.


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9         Konstruktionsdetails

9.1      Geringe Dachneigung


Der überwiegende Teil der Wintergärten in Deutschland wird als Pultdach an der Traufseite eines 1 - 1 ½ geschossigen Gebäudes unterhalb des Dachüberstands an den Baubestand angeschlossen. Dadurch wird die Konstruktion an der Traufseite in der Höhe durch den Dachüberstand auf etwa 2,3 - 2,8 Meter begrenzt. Bei einer üblichen Tiefe des Wintergartens von mehr als 3,0 Meter und der Bewahrung einer mindest Durchgangshöhe von 1,95 Meter im Frontbereich, sind regelmäßig maximale Dachneigungen von weniger als 10% die Folge.

Wie eine 2003 durchgeführte Untersuchung zeigt, werden etwa 70% der Wintergärten mit einer Dachneigung unter 10 Grad ausgeführt und bei 25 % liegt die Dachneigung sogar unter 5 Grad (Peter Struhlik: Welche Dachneigung ist Regelkonform, Glas + Rahmen 3/04).

Es gibt keine technische Regel, die eine Mindestdachneigung für Wintergartenkonstruktionen vorschreibt.

Im Einzelfall ist zu prüfen, ob das verwendete Profilsystem oder das Eindeckungsmaterial eine Mindestneigung erfordern. Es gibt Produkte, die nach Angabe der Systemgeber eine Mindestdachneigung von mehr als 5% erfordert.

Unvermeidbar verringert sich durch eine Dachneigung unter 25% der Selbstreinigungseffekt der Dachfläche und es verbleiben Niederschlagsrückstände vor den Dachsprossen. Es handelt sich nicht um einen Mangel, sondern ist konstruktionsbedingt und in diesem Fall nicht zu vermeiden.


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9.2      Knackgeräusche


Wintergartenkonstruktionen unterliegen einer hohen thermischen Aufladung durch Sonnenlicht. Die Profile und die Verglasung werden dabei abhängig von der Expositionszeit, ihrer Lage zur Sonne, einer eventuellen Teilbeschattung und ihrer Farbgebung unterschiedlich erwärmt. Abhängig vom Konstruktionsmaterial kann es zum Auftreten von unterschiedlich lauten Geräuschen kommen, wenn sich die Profile unterschiedlich und / oder zeitlich versetzt ausdehnen und sich verschieben, beziehungsweise gegeneinander drücken.

Unter der Voraussetzung, dass die Konstruktion ausreichend statisch bemessen ist, ist eine schwache Geräuschbildung unvermeidbar und stellt keine Nutzungsbeeinträchtigung dar.


9.3      Mehrfachstegplatten


Handelsübliche Stegplatten können an den Stirnseiten nicht wasserdampfdicht verschlossen werden, da das Grundmaterial (Acryl, Polycarbonat) wasserdampfdurchlässig ist. Deshalb werden die Stirnseiten in der Regel auf einer Seite (unten) mit einem Dichtband verschlossen und auf der Gegenseite (oben) zur Belüftung mit einem Gazestreifen gegen das Eindringen von Kleinstlebewesen gesichert. Als Folge kommt es, abhängig von den kleinklimatischen Gegebenheiten vor Ort, zu einer mehr oder weniger starken Kondensatbildung in den Hohlkammern der Platten und nach Jahren zu einer Schmutzablagerung im Platteninneren.

Das ist kein technischer Mangel, sondern konstruktiv bedingt durch das verwendete Material.

Auch entstehen konstruktiv und materialbedingt bei Regen durch den Aufprall von Wassertropfen deutlich stärkere Geräusche, als vergleichsweise, bei einer Eindeckung aus Isolierglas.


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9.4      Oberflächenschäden


Bei der Endabnahme mit dem Auftraggeber sind auch die Profiloberflächen einer optischen Kontrolle zu unterziehen.

Die Betrachtung erfolgt in der geraden Aufsicht, ohne Streifauflicht und nicht bei starkem Sonnenlicht. Die Betrachtung soll der üblichen Nutzung entsprechend, bei geschlossenen Fenstern und Türen und vor den Elementen sitzend oder stehend, erfolgen.

Innen ist dabei ein Betrachtungsabstand von 3 Metern und außen ein Abstand von 5 Metern als üblich anzusehen. Beschädigungen dürfen nicht besonders markiert sein.

Sind unter diesen Voraussetzungen Schäden (Kratzer, Verformungen) sichtbar, so handelt es sich um einen Sachmangel.

Für die Beurteilung der Verglasung ist die Richtlinie zur Beurteilung der visuellen Qualität von Glas für das Bauwesen, 06/2004, anzuwenden.


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9.5      Rinnen


Wintergartenrinnen werden in der Regel aus konstruktiven Erfordernissen mit 0° - Gefälle ausgeführt.

Da die Fallrohre in der Regel über Schraubflansche mit den Rinnen verbunden werden, verbleibt Wasser in der Rinne. Das ist kein Mangel, sondern konstruktiv unvermeidbar.

Aus optischen Gründen liegt die Oberkante der Rinne überwiegend oberhalb der Glasauflage der Dachscheiben. Verstopfen die Fallrohre durch Laub, Schmutz, kommt es zu einem Rückstau des Regenwassers und der Bereich wird geflutet. Der Auflagerbereich der Scheiben ist oftmals konstruktionsbedingt hinterläufig und damit bei ständig anstehenden Wasser undicht. Deshalb muss jede Rinne mit einem ausreichend großen Zwangsüberlauf versehen sein.


9.6      Spaltmaße


Im Bereich der Außenhaut einer Wintergartenkonstruktion befinden sich oft Abdeckprofile (generell bei Pfosten-Riegel-Konstruktionen, bei den Druckleisten von Dachverglasungen und teilweise bei Vorsatzschalen) aus Aluminium. Diese sind der Funktion entsprechend, als Schlagregenschutz bei einem mehrstufigen Abdichtsystem zu sehen. Sie halten Schlagregen ab, werden aber vom Wasser hinterlaufen. Die erste eigentliche Abdichtungsebene gegen Feuchtigkeit liegt tiefer in der Konstruktion, im Bereich der äußeren Verglasungsdichtung.

Material- und fertigungsbedingt verbleiben im Stoßbereich (zu den Endkappen, bei Querriegeln) Spalten. Aluminium unterliegt einer relativ großen Längenänderung bei Temperaturänderung. Diese Spalten (1 - 2 Millimeter) sind erforderlich, um die Längenänderung zu kompensieren. Es handelt sich nicht um einen Mangel.

Werden diese Spalten verschlossen, z.B. mit Silikon, so ist das überflüssig. Es verbessert keinesfalls die Dichtigkeit der Konstruktion, führt aber oft zu einer optischen Beeinträchtigung (= Mangel im rechtlichen Sinn).

Auch auf der Raumseite sind im Bereich der Glashalteleisten unvermeidbare Spalten zwischen den stumpfen Stößen gegeben. Auch hier ist ein geringer Spalt (bis zu 1,00 Millimeter) erforderlich, um die temperaturbedingte Längenänderung zu kompensieren oder um die Leisten ohne Verkratzen der Oberfläche einsetzen zu können. Es handelt sich nicht um einen Mangel.

Durch den Längenunterschied zwischen senkrechten und waagerecht verlaufenden Glashalteleisten entsteht ein unterschiedlicher Andruck (Gesamtgegendruck pro Leiste) zwischen Scheibe und Glashalteleiste. Dadurch kann es zu einem Verspringen der Oberflächen an den Stößen der Glashalteleisten kommen. Hier sind Höhenunterschiede bis zu 0,30 Millimeter zu tolerieren und technisch nicht vermeidbar.

Besonders bei der Verglasung von Modellscheiben in Aluminiumelementen können zusätzliche Stöße bei horizontalen Glashalteleisten technisch erforderlich sein, da andernfalls das Einsetzen der anderen senkrecht oder schräg laufenden Glashalteleisten nicht möglich ist. Es handelt sich nicht um einen Mangel.


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